Cannabis aus dem Reinraum
Medizinischer Cannabis aus dem Reinraum
Seit März 2017 darf Cannabis unter strengen Bedingungen von Ärzten als Arzneimittel verschrieben werden. Zu Therapiezwecken verschiedener Krankheiten wie zum Beispiel Multiple Sklerose, Migräne oder Morbus Crohn wird die Heilpflanze vermehrt eingesetzt.
Cannabis ist eine der ältesten Pflanzenquellen in der Medizin. Das einjährige Kraut stellt dennoch eine Herausforderung in der pharmazeutischen Herstellung dar. Neben der Cannabisblüte und Blüten-Vollextrakten können auch die einzelnen Substanzen der Cannabis-Pflanze technologisch gewonnen, aufbereitet und eingenommen werden. Zu den Monosubstanzen gehört THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol). So werden die aufbereiteten Bestandteile des Cannabis als Arzneimittel, Nahrungsmittel und als Textilfaser eingesetzt.
Beste Qualität nur im Reinraum möglich
Selbstverständlich gelten in ganz Europa und damit auch in Deutschland für hergestellte Arzneimittel aus Hanf (Cannabis) die Richtlinien der Guten Herstellpraxis (EU-GMP). Damit der gesamte Lebenszyklus des Produkts nachvollziehbar ist, werden neben der Herstellung auch Anbau, Wachstum, Ernte und Transport der Pflanzen lückenlos dokumentiert. Der Verpackungsprozess erfolgt ebenfalls unter Reinraumbedingungen.
Jede Charge wird analysiert und deren Wirkstoffprofil auf die gängigen, nach GMP-geregelten Analysebestandteile, untersucht. Dazu gehören:
- Nachweis auf Schwermetalle
- Prüfung der Gesamtkeimzahl aerober Mikroorganismen (TAMC)
- Prüfung der Gesamtkeimzahl an Hefen und Schimmelpilze (TYMC)
- Qualitative und zum Teil quantitative Nachweise verschiedener Mikroorganismen
Für die Herstellung des pharmakologischen Cannabis werden weibliche Pflanzen verwendet, da diese mehr Cannabinoide enthalten als männliche Pflanzen. Weibliche Pflanzen unterscheiden sich von den Männlichen in ihrer Blütenstruktur.
Für pharmazeutische und qualitativ-hochwertige CBD-Produkte ist die Extraktion mittels überkritischem CO2 das gängigste Verfahren für seine Gewinnung. CBD hat eine positive Auswirkung auf das menschliche Abwehrsystem, die Wahrnehmung von Schmerzen, kann die Stimmungslage heben, Angstzustände verringern und reguliert Appetit, Schlaf und Körpertemperatur. Die Gewinnung findet in der Regel unter Laborbedingungen in Reinräumen statt, da man Kontaminationen vermeiden möchte. Als Endprodukt folgt reinstes Cannabidiol (C21H30O2), welches dann weiterverarbeitet werden kann, zum Beispiel zu CBD-Öl-Tropfen.
Die Herstellung von Arzneimitteln ist nach EU-GMP gesetzlich geregelt, aber auch die Gewinnung hochwertiger Nahrungsergänzungsmittel erfolgt oftmals in Reinräumen. In den reinen Umgebungen kann eine sehr hohe Qualität erreicht werden. Außerdem wird in Reinräumen die Gefahr einer mikrobiologischen Kontamination des gewonnenen CBD-Produktes vermieden, da die mikrobielle Umgebung im Reinraum kontrolliert wird. So ist eine schonende Gewinnung ohne zusätzlichen thermischen Einfluss möglich. Jeder zusätzliche physikalische oder chemische Parameter könnte die Qualität nachteilig beeinflussen. So kann auf den Einsatz von chemischen Konservierungsmitteln, Stabilisatoren und anderen Helfern verzichtet werden. Dies ist besonders bei Pflanzen und natürlichen Inhaltsstoffen vom Konsumenten gewünscht.
Cannabis als Nahrungsergänzungsmittel
Die Fasern des sogenannten Nutzhanfs (Cannabis Sativa L.) grenzen sich durch eine hohe CBD- und eine niedrige THC-Konzentration von anderen Hanfsorten ab. Die Konzentration von THC, des Stoffs, welcher die bekannten psychischen Wirkungen von Cannabis verursacht, darf EU-weit in Nutzhanf einen Maximalwert von unter 0,2 % besitzen.
Die Samen der Hanfpflanze dienen der Gewinnung von Hanfsamenöl und anderen Lebens- und Arzmitteln. Das Speiseöl enthält beispielsweise eine große Menge an essenziellen Fettsäuren.