Zuverlässige Desinfektion im Reinraum
Die Facetten der Flächendesinfektion
In den aktuellen Zeiten ist sie in allen Bereichen wichtiger denn je: die Desinfektion. Sie gilt als Hygienemaßnahme, bei der es in erster Linie um die Inaktivierung vegetativer Formen pathogener Keime geht. Die Desinfektion hat das Ziel, die Erregerzahl so weit zu minimieren oder Erreger unschädlich zu machen, dass keine Infektion mehr stattfinden kann. Dafür ist eine Reduktion um den Faktor 105 bzw. um 5 log-Stufen erforderlich.
Bakteriostatisch und bakterizid
Die Desinfektion verhindert das Wachstum und die Vermehrung von Bakterien, Endosporen, Pilzen und Viren. Dazu unterscheidet man zwischen dem Abtöten und dem unschädlich machen. Findet man in Produktbeschreibungen die Begriffe bakterizid, sporizid, fungizid oder viruzid, ist das Ziel die Abtötung der Mikroorganismen. Findet man die Begrifflichkeiten bakteriostatisch, fungistatisch, virustatisch, wird lediglich das Wachstum verhindert, der Mikroorganismus wird jedoch nicht abgetötet.
Die Oberflächendesinfektion
Obwohl die physikalische Methode in der Regel zuverlässiger ist, erfolgt im Reinraum die Desinfektion meist mit chemischen Desinfektionsmitteln. Der Grund ist, dass die physikalischen Methoden häufig nur stationär eingesetzt werden können (wie bei der Mikrowellendesinfektion), das Desinfektionsgut erhitzt werden müsste (wie bei der Pasteurisierung) oder mit hohen Sicherheitsmaßnahmen verbunden sind (wie bei der UV-Strahlung). Besonders die thermische Desinfektion ist nicht für jede Oberfläche oder Produktbeschaffenheit geeignet. Außerdem bedarf es Zeit, um die zu desinfizierenden Gegenstände oder Oberflächen nach der Desinfektion abzukühlen.
Bei der chemischen Desinfektion können verschiedene Wirkstoffe gegen Bakterien und Viren eingesetzt werden, um die Bioburden zu reduzieren, wie beispielsweise:
- Phenole
- Oxidationsmittel
- Alkohole
- Aldehyde
- Detergenzien/ Tenside
- Halogene
Die Wahl der Desinfektionsmittel hängt von vielen Gegebenheiten ab. Alkohole werden am häufigsten verwendet, um Flächen zu desinfizieren, da sie relativ geruchsneutral und preiswert sind. Neben dem Geruch ist jedoch auch grundsätzlich der Brandschutz zu beachten, weshalb Desinfektionsmittel auf der Basis von Alkohol je nach den Umgebungsbedingungen nicht oder nur in geringer Menge zu empfehlen sind.
Die Typen der Viren
Viren werden unterschieden in behüllte und unbehüllte Viren. Diese Unterscheidung ist wichtig, denn unbehüllte Viren lassen sich häufig nicht mit handelsüblichen Desinfektionsmitteln inaktivieren. Inaktivieren bedeutet, dass die Zelle nicht mehr andere Zellen infizieren und sich somit nicht weiter vermehren kann. Das Genom (DNA oder RNA) eines jeden Virus ist verpackt in einem Kapsid, welches aus einer feststehenden Anzahl an Protein-Untereinheiten (Kapsomere) aufgebaut ist. Diese komplexe Struktur bildet die äußere Struktur eines unbehüllten Virus.
Bei behüllten Viren, wie beispielsweise dem Corona-Virus, wird das Capsid von einer zusätzlichen Membran umgeben. Die Virenhülle schützt das Virus vor Einflüssen der Umwelt oder des Immunsystems, es bindet an die Rezeptoren der Wirtszelle und es bildet neue Varianten seiner Hülle durch Mutationen.
Das Capsid ist aus Proteinen aufgebaut. Bei chemischen Desinfektionsmitteln dienen diese Proteine als Angriffsstelle, wodurch die Proteine der Virushülle denaturiert werden und das Virus somit unschädlich gemacht werden kann. Die Membran behüllter Viren bietet eine weitere Angriffsstelle, die bei unbehüllten Viren nicht genutzt werden kann. Dementsprechend ist es in der Regel einfacher, behüllte Viren zu inaktivieren, als unbehüllte Viren.
Um die Wirksamkeit zu erreichen, die Sie in Ihrem Reinraum benötigen, muss genau auf das Wirkungsspektrum geachtet werden. Beim Wirkungsspektrum „begrenzt viruzid“ werden nur behüllte Viren inaktiviert. „Begrenzt viruzid PLUS“ beinhaltet zudem einige unbehüllte Viren, wie Adeno-, Noro- und Rota-Viren innerhalb des Wirksamkeitsbereichs. Desinfektionsmittel mit dem Wirkungsspektrum „viruzid“ inaktivieren alle Formen von Viren – mit und ohne Membranhülle.
Wie werden Sporen bekämpft?
Einige Bakterien und Pilze sind in der Lage Sporen auszubilden. Auch Sporen sind potentielle Krankheitserreger und müssen durch geeignete Desinfektionsmittel vernichtet werden. Ein Beispiel eines sporiziden Desinfektionsmittel ist das sterile Crystal Titanium auf der Basis von Chlor. Sporizide Desinfektionsmittel können auch auf der Basis von Wasserstoffperoxid sein, wie beispielsweise unser steriles HydroPure.
Damit sich, besonders Bakterien, aber auch Viren, nicht an ein Desinfektionsmittel anpassen und oder eine Resistenz entwickeln können, wird eine Rotationsdesinfektion empfohlen. Dabei werden nicht nur bakterizide, sondern auch viruzide und sporizide Desinfektionsmittel verwendet. Der Ablauf einer solchen Rotationsdesinfektion sollte jedoch korrekt geplant sein. Gerne unterstützten wir Sie dabei!
Geeignete Verpackungssysteme
Besonders bei sterilen Desinfektionsmitteln, die je nach Anwendungsumgebung benötigt werden, ist darauf zu achten, dass die verwendeten Mittel nicht kontaminiert werden. Mögliche Ursachen einer Kontamination können sein:
- Verwendung nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum
- Verschmutzung durch beschädigte Verpackungen
- Kontamination durch herangezogene Luft (bei ungeeigneten Verpackungen)
Zunehmend mehr Hersteller verwenden Bag-in-Bottle Systeme. Bei herkömmlichen Verpackungen von Sprühdesinfektionsmitteln wird die Druckdifferenz zwischen dem Flascheninneren und der Außenumgebung nach dem Sprühvorgang ausgeglichen, indem Außenluft in die Flasche einströmt. Diese Außenluft enthält jedoch kleinste Mikroorganismen und Partikel, die den Verderb des Mediums beschleunigen können. Dieser Mechanismus kann mit dem Bag-in-Bottle-System verhindert werden. Das System ist wie folgt aufgebaut:
Ein spezieller Beutel befindet sich innerhalb der Flasche, wodurch zu keinem Zeitpunkt das Medium selbst mit der Außenluft in Berührung kommt. Der Flaschenkopf sowie der Beutel innerhalb der Flasche stehen unter permanenten Luftabschluss, sodass im Beutel ein Unterdruck entsteht und keinerlei Kontaminationsarten aus der äußeren Umgebung ins Innere der Flasche gelangen können.
pure11 hat einige Produkte, die bereits die Bag-in-Bottle-Technik verwenden. Wenden Sie sich gerne an uns, wenn Sie Fragen haben!
Einzelnachweise
- Mikrobiologie, Olaf Fritsche, SpringerSpektrum, 2016
- Grundlagen der Mikrobiologie, Heribert Cypionka, SpringerVerlag, 2010
Hier lesen Sie mehr über die Handdesinfektion.
Hier lesen Sie mehr über die Korrosionswirkung von Wasserstoffperoxid.